Gottfried Zawadzki
Mut zum Leben und zur Kunst, vor allem aber eine tiefe Gläubigkeit haben den Maler und Grafiker Gottfried Zawadzki durch die Jahre getragen. So stehen auch die Bibel und die Liebe zur Schöpfung im Zentrum des umfangreichen Schatzes seines Schaffens. Schwere Kriegsjahre, Verwundung und kein leichtes Leben danach prägten seine Handschrift, die stetig gewachsen ist und selbstbewusst und kraftvoll sich entwickelte.

Allein 500 Glasfenster für Kirchen und kirchliche Einricht- ungen, Kirchenraumgestaltungen, sowie baubezogene Kunst sind die Früchte dieser Zeit, die ihm über die Jahre der Auftragskunst und der Formalismusdenunziation in der DDR hinweghalfen. In dieser Zeit bevorzugte er den farbigen Holz-
schnitt, den er oft in den jeweiligen Kirchenraum integrierte. Die Festlegung auf religiöse Inhalte ist bis in seine freie Malerei gedrungen und beeinflusst sein tiefes Welt- und Gottverständnis bis heute.

Um 1989 begann das eigentliche Schaffen als Maler. In ihm wandte er sich sehr aufmerksam der Natur zu, in der sich Gott am deutlichsten offenbart. Dort findet der Künstler bis heute alles. Karl Hofers Worte: „Jede Kunst ist abstrakt, nur die Natur nicht, sie ist" wurden sein Leitfaden. In den letzten Jahren kam er dem Einfachen sehr nahe, das sich durch Reduktion in dafür umfassenden, großzügigen Strukturen offenbart.

Mit seinen Bildern zu Franz von Assisis Gebet der „Lobpreisungen" (dem Sonnengesang) geht er in die Tiefe meditativer Betrachtung. Hier wirft seine Kunst aber auch Fragen auf, die den Kosmos und die Existenz des Menschen betreffen, vor allem aber Fragen nach der Zukunft unseres Planeten inmitten einer zerstörten, globalisierten Welt. Die Lösung, die er für sich und seine Kunst findet, ist in einem inneren Prozess entstanden, bei dem er mit archetypischen Strukturen spielt, hinter denen sich die Wahrheit verbirgt und in denen er die Schöpfung preist. Der Sonnengesang ist zum Kern seines Schaffens geworden, aus dem heraus sich die anderen Themen ergeben haben: Erde, Sonne, Mond und Sterne, Wind, Wolken, Wasser und Feuer loben im Gebet des Franziskus Gott und seine Schöpfung.

Zawadzki umschreibt diesen Kosmos durch den Kreis, der mal rund, mal schütterer, quellartig oder von Linien durch-
zogen, eine Grundform seines Tuns darstellt. Die Flammen des Feuers, von denen der Künstler zahlreiche Varianten entwickelt hat, verdichten sich in diesem Zyklus zu einer ganz eigenwilligen Masse, die blütenartig züngelt. Der Kreis ist die Form, die der Maler für sich gefunden hat: Einmal mit pulsierendem Strahlenkranz, ein andermal von flammenden Flecken umhaucht, als Sonne oder Planet, sich durch die Milchstraße bewegend, von linear-samtenen Aufhellungen durchlichtet.
Gottfried Zawadzki arbeitet in Folgen, in denen er immer eine bestimmte Facette seines Erlebens aufgreift. Eine Reihung davon befasst sich mit geschauten und inneren Landschaften.
So erzählt er von Wolken, Wasser und Wind in atmo-
sphärisch-lichten Schichtungen und Streifen, die behutsam in das Bild eingearbeitet werden. Tiefrote Abendstimmungen und apokalyptische Vorwarnungen kehren immer wieder, wie in der Serie zu den Gezeiten, aber auch zur verheerenden Flut. Die Variationen seiner Flammenbilder haben etwas Tänzerisch-Verspieltes an sich, das frei von jeder Bedrohung ist.
Gottfried Zawadzki
Reisen waren die großen Anregungen seines Lebens. In Italien lernte er die Werke Giottos und Piero della Francescas kennen, die er bis heute schätzt. Sich erneuern, heißt suchen und schließlich finden. Das schließt die fortwährende Korrektur ein, um die Spannung in den Bildern zu halten. Das Reisen riss dabei in ihm immer wieder neue Seiten des Schaffens auf und beeinflusste ihn stark. Die Frage danach, was von uns bleibt, stellte sich ihm in der Wüste, auf Reisen nach Ägypten und Israel. Daraufhin sind seine Spurenbilder in ihm gewachsen und verweisen eindringlich auf die Vergänglichkeit von allem. Die Kunst kann diese Erkenntnis wahrnehmbarer machen, sich in den Dienst der Schöpfung stellen und den Einzelnen zur Gestaltung eines Sinns aufrufen, bevor es zu spät ist.

Heinz Weißflog
Biographie
Einzelausstellungen (Auswahl)
1922 in Kamenz/Sachs. geboren
1937-1940 Lehre als Dekorationsmaler
1941-1943 Militär, schwere Kriegsverwundung
1943-1945 Studium Kunstgewerbeschule Dresden,
Raumgestaltung, nebenher Malermeisterprüfung
1947-1953 Studium Hochschule für Bildende Künste Dresden
Wandmalerei (Prof. Rade) und
freie Grafik (Prof. H.-Th. Richter)
1953 Diplom Grafik und Malerei
ab 1953 freischaffend als Maler und Grafiker in Dresden tätig
ab 1953 Studienreisen nach Polen, Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn, Bulgarien, Rußland, Zypern, Peru, Türkei, Israel, Ägypten, Marokko, Skandinavien
ab 1953 künstlerischer Leiter von Mal- und Zeichenlehr-
gängen in Kamenz, Zittau, Dresden; mehrere Preise und Auszeichnungen
1955-1989 ca. 500 Glasbildfenster, Betonglasbild-
gestaltungen und Wandbilder in Kirchen; 63 kath. und evang. Kirchenraumneugestaltungen im Inland und 7 kath. Kirchen in Polen
ab 1963 freischaffend tätig in Kamenz; starke Bindung zum Holz-Linolschnitt mit bis zu 9 Farbplatten
1987 Barlach-Medaille
ab 1989 verstärkte Zuwendung zur Malerei
1993 Oberlausitzer Kunstpreis
2003 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
06.03.2016 in Kamenz/Sachs. gestorben
Austellungsbeteiligungen (Auswahl)
seit 1953 über 150 Beteiligungen im In- und Ausland
1953-1959 Dresden, Berlin, Moskau, Fulda, Mongolische Volksrepublik, Hamburg, Bremen
1960-1963 Rostock, Erfurt, Weimar, Meiningen, Leipzig, Schwerin, Berlin
1964-1970 Budapest, Bukarest, Breslau, Leipzig, Dresden, Bautzen, Görlitz
1971-1977 Prag, Budapest, Leipzig, Dresden, Berlin
1978-1986 Berlin, Hamburg, Bremen, Potsdam, Rostock, Stralsund, Erfurt, Dresden
1987-1999 Salzburg, Berlin, Kamenz, Dresden, Tschechien, Bautzen
2000-2003 Berlin, Homberg, Bremen, Münster, Dresden
2009 Schwarzheide (BASF)
seit 1953 über 90 Ausstellungen im In- und Ausland
1953-1963 Zittau, Görlitz, Weimar, Erfurt, Leipzig
1964 Krakau und Oppeln (Polen)
1965-1969 Meißen, Freiberg, Karl-Marx-Stadt
1970 Dresden - Kunstaustellung Kühl
1973-1978 Jena, Kamenz, Dresden, Berlin
1973 Dresden - Galerie Kunst der Zeit
1979 Schwerte - Katholische Akademie
1980 Potsdam - Orangerie, Berlin - Galerie im Turm
1980 Trier - Katholische Akademie Markusberg
1982 Dresden - Kreuzkirche, Leipzig - Nikolaikirche
1984 Dresden - Galerie Kunst der Zeit
1987 Evangelische Kirche Altenkirchen
1988 Trier - Katholische Akademie Markusberg
1989 Schwerte - Katholische Akademie
1990-1991 Kleve - Koekkoek-Museum, Bad Driburg
1992 Dresden - Kunstaustellung Kühl
1993 Kolin (Tschechien), Hoyerswerda
1994 Lima (Peru), Alzey, Kamenz - Malzhaus
1995 Toul (Frankreich)
1996-1997 Schwarzheide - BASF, Dresden
1998 Meißen - Frauenkirche
1999 Koblenz - Florinskirche
2000 Kamenz - Annenkirche
2002 Kalkar - Städtisches Museum, Görlitz - Annenkapelle, Weißwasser - Kleine Galerie, Dresden - Dreikönigskirche, Dresden - Galerie am Blauen Wunder, Dresden - Galerie Sillack
2003 Hoyerswerda - Stadtmuseum im Schloss
2005-2006 Dresden - Regierungspräsidium
2006 Bischheim - Kulturmühle
2007 Dresden - Kreuzkirche, Kamenz - Annenkirche, Löbau - Galerie Arkadenhof
2008 Schmochtitz - Bischof-Benno-Haus,
Meißen - Frauenkirche
2010 Lübbenau - Kath. Pfarramt St. Maria Verkündigung
2011 Meißen - Evangel. Akademie
2012 Dresden - Dreikönigskirche, Kamenz - Annenkirche, Pulsnitz - E.-Rietschel-Haus
2013 Kamenz - Museum der Westlausitz